Fernwärme-Preise erklärt
Erläuterung der Begriffe
Preisübersicht
- Ein Vergleich von Fernwärmepreisen ist eigentlich nicht möglich. Zu vielfältig sind die Variationen, die Fernwärme zu erzeugen und zum Kunden zu transportieren. Um eine Preisübersicht dennoch nutzen zu können, ist daher eine Reihe von Bedingungen zu beachten.
- Grundsätzlich bestimmen die eigenen Kosten für die Fernwärme den Preis. Zusätzlich verlangt der Gesetzgeber zum Schutze des Kunden, dass der Wärmemarkt Berücksichtigung findet.
- Die Kosten der Fernwärme werden durch die Kombination verschiedener Einflussfaktoren bestimmt. Dies ist an erster Stelle der eingesetzte Brennstoff und die Art und Weise, wie er verwendet wird (reine Wärmeerzeugung oder gemeinsame Erzeugung von Wärme und Strom).
- Nicht unbedeutend sind die Kosten des Fernwärmetransportnetzes (Kapitalkosten, Betrieb, Wartung, Instandsetzung), die hauptsächlich durch die Verlegungsbedingungen bestimmt werden. Die Verlegung im innerstädtischen Bereich wird immer teurer sein, als auf der grünen Wiese. Gleiches gilt, wenn es ins Gebirge geht, also steiniger Untergrund und große Steigungen zu bewältigen sind.
- So sollten keinesfalls verschiedene Erzeugerstätten oder unterschiedliche Brennstoffe miteinander in Beziehung gesetzt werden.
Jahresnutzungsdauer (Ausnutzungsdauer)
- Keine Heizung läuft das ganze Jahr (8.760 Stunden) mit Volllast. Üblich ist, dass die Heizungsanlage nur in Betrieb geht, wenn Wärme – für die Heizung oder für die Warmwasserbereitung – benötigt wird.
- Je nach Gebäudenutzung sind diese verschieden. In reinen Bürogebäuden ist die Heizungsanlage weniger in Betrieb (Wochenenden, weniger Warmwasser), als in Gebäuden mit Mischnutzung (Handwerk/Dienstleistung + Büroflächen + Wohnungen)
Wärmemarkt
- Die für Heizung und Warmwasserbereitung benötigte Wärme kann aus verschiedenen Quellen stammen (Zentralheizung mit unterschiedlichen Brennstoffen [Heizöl, Erdgas, Pellets]; andere Quellen [Solarthermie, Wärmepumpe]). Die Summe aller Möglichkeiten bildet den Wärmemarkt.
Lieferumfang
- Bei Zentralheizungen ist es üblich, dass der Vermieter die Heizungsanlage errichten lässt und selbst betreibt. Bei der Dienstleistung Fernwärme kann der Lieferumfang jedoch variieren.
- Der Minimalfall besteht darin, dass die nutzungsfertige Wärme bis ins Gebäude geliefert wird. Alle weiterführenden Leistungen bleiben in der Regie des Vermieters (Warmwasserbereitung, Wärmetauscher für die Heizung, Wartung der Anlagen usw.). Darüber hinaus sind zwei weitere Schnittstellen typisch für die Fernwärme. Der Versorger errichtet, betreibt und wartet den Wärmetauscher für die Heizung und im nächsten Schritt auch die Warmwasserbereitung.
- Das erweiterte Dienstleistungsangebot spiegelt sich in entsprechend differenzierten Preisen wider. Dies ist zu berücksichtigen, wenn man Preise vergleichen möchte.
Wärmeerzeugung
- Wie die Wärme technisch erzeugt wird, beeinflusst wesentlich die Kosten des Unternehmens und damit auch den Fernwärmepreis. Wird zum Beispiel in einem Heizkraftwerk der eigentlich für die Stromerzeugung benötigte Dampf für die Fernwärme „ausgekoppelt“, ist die wesentlich günstiger als die Erzeugung in einem Heizkessel (Heizwerk).
- Blockheizkraftwerke (BHKW) sind meist Motoren, die mit verschiedenen Brennstoffen angetrieben werden. Anders als beim Auto wird die mechanische Energie zur Stromerzeugung genutzt. Die dabei entstehende Wärme (im Auto wird sie über den Kühler vernichtet) kann man für die Raumheizung und d ie Warmwasserbereitung nutzen. Da sich Wärme nur begrenzt speichern lässt, werden diese nur betrieben, wenn auch ein kontinuierlicher Wärmebedarf vorhanden ist (Winter). Im Sommer wird die Wärme meist aus einem zusätzlichen Heizkessel gedeckt. Dieser kann auch an besonders kalten tagen zugeschaltet werden.
- Fremdbezug: Einige Unternehmen erzeugen die Fernwärme nicht selbst, sondern kaufen diese von Dritten ein. Der Preis spiegelt hier die Bedingungen auf dem Wärmemarkt wider.
Mischpreis
- Der Mischpreis ist eine rechnerische Größe, der eine einheitliche Basis der Bewertung schafft. Zunächst werden die Jahreskosten (netto) der einzelnen Preisbestandteile ermittelt.
- Wärmeverbrauch mal Preis = Summe Arbeit
- Wärmebedarf mal Preis = Summe Leistung
- Messpreis, Abrechnungspreis und andere Dienstleistungen
- Die Summe entspricht den Jahreskosten der Fernwärme
- Diese Jahreskosten werden durch die verbrauchte Wärmemenge geteilt und ergeben so den Mischpreis.
- Hier ein fiktives Rechenbeispiel:
- Verbrauchte Wärme 300 MWh * 50 €/MWh = 15.000 €
- Wärmebedarf 200 kW* 30 €/kW = 6.000 €
- Messpreis im Jahr = 200 €
- Jahreskosten = 21.200 / 300 MWh = Mischpreis 70,67 €/MWh
Arbeitspreisanteil
Der angegebene Arbeitspreisanteil ist der Anteil der Verbrauchsjahreskosten an den
Gesamtkosten. Falsch wäre, den Prozentsatz auf den Mischpreis anzuwenden, da in den
Jahreskosten noch ein Messpreis enthalten ist. Je höher dieser Anteil ist, desto größer wäre
der Fehler.
„Individueller“ Mischpreis
- Die Ermittlung eines individuellen Mischpreises aus der eigenen Abrechnung und der Vergleich mit anderen Kunden wird unweigerlich zu völlig abwegigen Ergebnissen führen, da das individuelle Nutzerverhalten sehr unterschiedlich ist und durch die Einbeziehung von mengenunabhängigen Komponenten in die Berechnung der spezifische Wert verfälscht wird. Je niedriger der absolute Verbrauch, desto höher wird der individuelle“ Mischpreis. Hierzu zwei Beispiele, die dies verdeutlichen sollen:
- Zwei völlig identische Wohnungen, mit der gleichen Lage im Haus und der gleichen Personenzahl und eine auf 22 Grad in allen Räumen eingestellte Raumtemperatur: Familia A duscht jeden Tag, Familie B badet. Durch den erhöhten Warmwasserbedarf wird der absolute Rechnungsbetrag im Verbrauch wesentlich größer (ca. 20%). Die Kosten für den Wärmebedarf bleiben jedoch gleich. Daraus folgt, dass der spezifische Wert deutlich voneinander abweicht.
- Im Extremfall könnte sich so ein Mischpreis ergeben, der dem Preis für den Wärmebedarf entspricht, weil kein Verbrauch vorhanden ist. Daher ist es wichtig, die Jahresnutzungsstunden zu berücksichtigen.
Mittelwerte – arithmetisch und gewichtet
- Arithmetischer Mittelwert: Mittelwert gebildet aus der Summe der Preise geteilt durch Anzahl der Angaben. Es erfolgt keinerlei Bewertung, ob es ein großes oder ein kleines Unternehmen ist.
- Gewichteter Mittelwert: Die Preisangaben eines Unternehmens werden mit dem Anschlusswert gewichtet. Mit dieser Wichtung werden sie bei der Mittelwertbildung berücksichtigt. Damit werden große Unternehmen stärker im Durchschnittspreis berücksichtigt.